Reise auf ROS 420
Fotos meiner Reise auf ROS 420 vom 3. Januar bis 5. April 1970
Fangreise auf dem Zubringertrawler Magnus Poser
im 1. Quartal 1970
Nach fast zwei Jahren ohne längeren Urlaub hatte ich nun das Glück auch mal zum Weihnachtsfest und
zum Jahreswechsel zu Hause zu sein. Doch es kam anders …
Unerwartet bekam ich nach Weihnachten ein Telegramm von der AKL See (Arbeitskräftelenkung). Ich
sollte nach Rostock kommen und eine Vertretungsreise als E-Meister auf ROS 420 machen. Zwar hatte
ich mich auf den Urlaub gefreut, aber noch eine Reise als E-Meister (mit Sondergenehmigung) vor
meinem geplanten Studium war finanziell nicht zu verachten.
So vergab ich die, im wahrsten Sinne des Wortes, schwer erstandenen Eintrittskarten für die
Silvesterfeier in der Stadthalle Magdeburg und fuhr nach Rostock.
Dort erst erfuhr ich, dass ROS 420 ein Z-Trawler mit E-Fischereianlage war und dass während der
Reise auch elektrisch gefischt werden sollte. Da ich aber von dem elektronischen Steuerungssystem
„Translog 1“ der E-Fischereianlage zu der Zeit keine Ahnung hatte, wollte ich das Handtuch werfen
und nicht anheuern. Karli Berger (AKL) machte mir dann klar, dass an der Reise ein Fangtechniker
teilnimmt, der die E-Fischereianlage gut kennt und schon mehrere Reisen mit gemacht hatte. Nach
dieser Auskunft heuerte ich an.
Durch fehlende DSRK-pflichtige Ersatzteile liefen wir dann doch erst Anfang 1971 zum Fangplatz
Labrador aus.
Während der Überfahrt zum Fangplatz hat der Fangtechniker, leider weiß ich seinen Namen nicht
mehr, die E-Fischereianlage zum Fischen vorbereitet und mich dabei in der Manier eines Dozenten
regelrecht geschult. Er erläuterte mir das Prinzip der E-Fischerei und brachte mir die Grundlagen der
logischen Schaltungen bei. Danach bekam ich eine Unterweisung in der Handhabung der
Kabelanschlüsse des Unterwassertrafos, der primärseitig mit 20000 Volt über Kabelwinde und Kabel
gespeist wurde. Hier schalte ich mal "elektrisch" ab und plane später mal eine genauere Beschreibung
der Anlage ein.
Erinnern kann ich mich noch an Kapitän Herbert Lischka, Chief Dieter Kalweit, Funker Jürgen Topp,
Bestmann Charly Braun und den Koch Hannes Plötzer.
Hannes aus Leipzig, einst Hotelkoch in Hamburg, war damals schon 62 Jahre alt, kochte
ausgezeichnetes Essen und alle freuten sich immer auf den Seemannssonntag (Donnerstag) und den
normalen Sonntag. Seine Spritzkuchen, Windbeutel und Torten hielten heute jedem Werbefoto stand
und wenn ich heute an seinen „Weißen Heilbutt mit Sauce Hollandaise“ denke, läuft mir immer noch
das Wasser im Mund zusammen. Zur Erinnerung an Hannes stelle man sich einen Großen Kerl mit
Glatze vor, der an Land und bei der Anreise nach Rostock immer stolz seinen 1000-Korb Mantel
(schwarzer, langer Ledermantel) und die Uniformmütze trug.
Der Film zeigt Szenen der Anreise zum Fangplatz Labrador, das Suchen einer
Wake, einer freien Stelle im Eis, zum Aussetzen des Fanggeschirres und das
mühsame Entleeren eines vollen Steertes mit Rotbarsch.